Informationen, bezüglich der Pflanzen:
 

1.Taxonomie.

So weit als möglich werden die neuesten Änderungen in der Taxonomie berücksichtigt. Im   allgemeinen   basieren  die Namen für Europäische Orchideen auf Pierre Delforge, 2006.  Die Gattung Orchis wurde von Pridgeon et al., (Lindleana 12(2): 89-109,1997) neu gegliedert. Dabei wurde die Orchis morio-Gruppe mit  2n=36  Chromosomen in die  Gattung  Anacamptis  eingefügt. Dies ist ein wohl begründeter und absolut notwendiger Schritt. Da Sie möglicherweise mit den neuen Namen noch nicht vertraut sind, wird in der Pflanzenliste der  Name “Orchis”  zusätzlich in Klammern  angegeben.

2. Zur Herkunft der Pflanzen.

In der Gärtnerei besteht seit vielen Jahren ein großer Bestand an Mutterpflanzen. Diese Pflanzen sind behördlich genehmigt  und legal. Viele Arten  aus den Gattungen  Anacamptis, Orchis und  Ophrys werden  im Freiland kultiviert und sind in Südbayern völlig winterhart. Arten wie Ophrys apifera, Ophrys insectifera, Ophrys fuciflora, Ophrys  sphegodes, Anacamptis morioAnacamptis coriophoraAnacamptis palustris and Anacamptis  pyramidalis wurden  mit Pollen nicht winterharter Arten aus dem mediterranen Gebiet bestäubt. Die resultierende Winterhärte der  entstandenen Hybriden wird in den  jeweiligen Beschreibungen  angegeben. Pollen und Samen stammen teilweise von  Botanischen Gärten  innerhalb Europas. Darüber hinaus wurden Samen und Pollinien auch aus Australien erhalten.  Auf dem fünften Kontinent existieren  einige sehr wertvolle Sammlungen  von Erdorchideen, einschließlich europäischer Arten. Ich unterstütze wissenschaftliche Arbeiten zur Ökologie und Erhaltung der Orchideen in der Natur und bin immer gerne bereit für wissenschaftliche Projekte einen Beitrag zu leisten. Falls Sie mir Samen für die Vermehrung zusenden, beachten Sie die Naturschutzgesetze. Samen dürfen nur von Kulturpflanzen geerntet werden. Ein herzliches Dankeschön geht an die  Personen, welche Samen zur Verfügung  gestellt haben.

3. Kultur.

Alle angebotenen Pflanzen zeigen  eine ausgeprägtes Muster von  Wachstum und Ruhezeit. Die ausgereiften Samen werden zur  gegebenen Zeit mit Hilfe von Mykorrhizapilzen  ausgesät.  Im zweiten Jahr werden die  Pflanzen zur Prüfung der Winterhärte ins Freiland in Beete  gepflanzt. Gewöhnlich behalten die  Pflanzen ihren Symbiosepartner  (Mykorrhizapilz) für ihr ganzes Leben. Während der  Ruhezeit überdauert der Symbiosepilz vermutlich als  Sporen auf der Oberfläche der Knollen oder innerhalb von Wurzeln. Zu  Beginn der Wachstumsperiode besiedelt  der  Symbiosepilz das Substrat ausgehend von den Knollen und  etabliert sich im Boden. Von dort aus werden neu gebildete  Wurzeln frisch infiziert. Für den Fall, daß der Boden ungeeignet für den  Symbiosepilz ist, kann dieser nicht  auswachsen und  die Orchidee verliert ihren  Symbiosepartner. Normalerweise, in geeigneten Substraten, brauchen Sie sich  jedoch niemals um den Pilz zu kümmern. Da die Winter in Südbayern streng sein  können, werden die  Pflanzen während der stärksten Fröste mit  einem  Fließ abgedeckt. Der beste Frostschutz ist jedoch Schnee, denn unter einer mindestens  20cm dicken Schneedecke fällt die Temperatur nicht unter -5°C. Im Sommer sind die   Pflanzen mit 50% Schattiertuch geschützt. Während der  Wachstumzeit  wird einmal oder zweimal monatlich mit 0,2g/l Peters Excell oder Kristalon rot gedüngt.

4.Substrat

Die  Zusammensetzung geigneter  Substrate wird bei den einzelnen Pflanzenbeschreibungen  angegeben. Die besten Ergebnisse werden mit Holzfasersubstraten erzielt. Solche Substrate wurden erstmals in der Schweiz von der Intertoresa AG in Zusammenarbeit mit Prof.  Penningsfeld als Torfersatz entwickelt. Dabei werden Nadelhölzer  zerfasert und durch Dampf, Druck oder andere Behandlungen mit Stickstoff (N), weiteren Mineralien und verschiedenen Stoffen imprägniert oder fermentiert. Verschieden  imprägnierte Holzfasern wurden mir von der Intertoresa AG zur Verfügung  gestellt und auf ihre Eignung für die Erdorchideenkultur getestet. Ein speziell für Erdorchideen geeignetes Produkt wird nun von der Intertoresa AG hergestellt und  als Toresa-Orchideenkultursubstrat verkauft. Bitte, fragen Sie danach bei Ihrem  Gartencenter.

5. Bemerkung.

In Anbetracht der enormen  Variabilität  natürlicher Populationen und den zahlreichen ungeklärten taxonomischen  Fragestellungen ist dies nur sinnvoll, falls die genaue Herkunft der Samen angegeben werden kann. Pflanzen ohne gesicherte Herkunft sind  für die Erhaltung der  Arten aus Sicht des Naturschutzes wertlos.

Bitte  pflanzen Sie keine Hybriden in die Natur, da diese die natürlich vorkommenden Arten beeinflussen  könnten. Eingebrachte Pflanzen stehen auch im  Wettbewerb mit natürlichen Arten um Wachstumsfaktoren und Mykorrhizapilze.

www.myorchids.de

© 2000-2012 Heinrich Beyrle